Selbst von den "echten"
Hochbegabten, also Kindern mit einem IQ von 130 und höher
(2-3% der Gesamtbevölkerung), fallen wahrscheinlich nicht
mehr als 8-10% durch irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten
auf. Es gibt zwar einen Zusammenhang zwischen der Höhe des
IQ´s und der "Unbeschulbarkeit" bzw. den auftretenden
Problemen, aber der ist nicht so eng, wie man vielleicht vermuten
würde.
Ich bin mir sicher,
daß Kinder erst in dem Moment Probleme haben, wo es eine
größere Diskrepanz zwischen den einzelnen Begabungsbereichen
gibt. Wo zum Beispiel in einem Teilbereich eine sehr hohe Hb
besteht, andere Bereiche dagegen durchaus alterentsprechend =
durchschnittlich oder sogar darunter sind. Das ergibt dann z.B.
einen Gesamt-IQ von 135 oder so, und das Kind hat allergrößte
Probleme. Ein anderes Kind mit einem Gesamt-IQ von 135 ist dagegen
in allen Bereichen mäßig den anderen voraus und zeigt
dadurch natürlich viel weniger bis gar keine Auffälligkeiten.
Fazit: die "Probleme"
der einzelnen Kinder kommen weniger duch ihre überdurchschnittliche
Begabung, als vielmehr dadurch, daß sie nicht auf allen
Gebieten gleich begabt sind (siehe auch: Erika Landau, Mut zur
Begabung).
Wenn ich es mal ganz grob vereinfachen darf: Es gibt 3 Gruppen
von Hb´s, die sich voneinander deutlich unterscheiden,
wobei die Übergänge aber fließend sind.
1) diejenigen mit ausgeglichenem Begabungsprofil, das aber insgesamt
nicht übermäßig hoch im HB-Bereich liegt (zwischen
130 und 145). Diese Kinder sind im allgemeinen nicht negativ
auffällig, da sie durch ihre hohe soziale Kompetenz, ihre
Kommunikations- und Kompromißbereitschaft und auch ihre
Anpassungsfähigkeit sehr gut mit ihrer Umgebung zurechtkommen.
Ich bin mir sicher, daß von diesen Kindern sehr sehr viele
m.o.w. unentdeckt durchs Leben gehen
2) die Kinder, die in Teilbereichen einen sehr hohen IQ aufweisen
(weit über 150), in anderen Bereichen aber im Durchschnitt
oder sogar darunter liegen. Typischerweise liegt die Hochbegabung
im intellektuellen Bereich (Mathematik, Logik, Wissen[schaft],
Sprachen, Kunst...), während v.a. soziale Bereiche wie Kommunikationsfähigkeit,
Empathie, Kompromißbereitschaft, Beliebtheit, Mitgefühl
aber auch Grob- und/oder Feinmotorik unter dem Durchschnitt liegen.
Daß diese Kinder Probleme bekommen, sobald sie aus dem
"geschützten Bereich" Elternhaus heraustreten
und sich mit einer gemischten Gruppe auseinandersetzen müssen
(Kindergarten, spätestens Schule), liegt irgendwie auf der
Hand. Normal begabte Kinder können mit den Interessen einer
Hochbegabung von über 150 nicht wirklich umgehen, während
dem Begabten die soziale Kompetenz und Anpassungsfähigkeit
fehlt, auf anderen Ebenen mit seiner Umgebung befriedigend zu
kommunizieren.
3) Kinder mit sehr hohem IQ in allen Bereichen. Diese sind die,
die landläufig als Wunderkinder bezeichnet werden, der IQ
liegt sowohl im intellektuellen, als auch in allen anderen meßbaren
Bereichen über 150. Auch motorisch und oft auch im kreativen
Ausdruck sind diese Kinder ihren Altersgenossen weit voraus.
Die Häufigkeit eines solchen Begabungsprofils liegt jenseits
der 1:100.000. Diese Kinder haben meist wenig Probleme mit ihrer
Umgebung, weil die Hochbegabung so offensichtlich ist, daß
niemand sich rechtfertigen muß. Unser Schulsystem ist für
sie allerdings genausowenig geeignet, wie für die Kinder
der zweiten Gruppe. Aber sie werden besser damit fertig, weil
sie sich aufgrund ihrer hohen sozialen Kompetenz besser mit den
Gegebenheiten arrangieren können.
Diese Unterteilung ist
natürlich auch nur theoretisch, da wir ja von Kindern reden
und nicht 2 Kinder gleich sind. Ich habe hier nur einmal mein
gedankliches Konzept betreffend Hb niedergeschrieben.
Hört bitte auf,
die Kinder so unmittelbar zu vergleichen! Der eine kann auffallend
früh lesen und/oder rechnen, hat dafür aber Verhaltensstörungen,
die eine Therapie nahelegen. Der andere kann einfach alles nur
ein bißchen früher und fällt nirgends negativ
auf. Und doch haben beide den gleichen IQ... was natürlich
auch zeigt, wie wenig der IQ geeignet ist, Aussagen über
die Begabung eines Menschen zu machen.
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Meine Antworten geben nur meine ganz persönliche Meinung wieder.
Meine An- und Einsichten über hochbegabte Kinder begründen sich
in erster Linie auf den Gesprächen in unserer Mailingliste,
auf diverse Literatur sowie auf das Zusammenleben mit meinen Kindern)